12.06.18, 09:36 von Stefan Schefer
17. April 2018 – ein herrlicher Frühlingstag in Luzern. Über die Mittagszeit haben sich bereits zahlreiche Menschen auf dem Inseli beim KKL eingefunden. Es wird gegessen, geplaudert, gelacht und aus einem Lautsprecher ertönen die fetten Beats einer Gruppe Jugendlicher, welche damit den freien Nachmittag auf ihre eigene Art musikalisch untermalt. Niemand weiss, dass zur selben Zeit nur wenige Meter entfernt im Probensaal des KKL eine ganz andere Art von Musik gespielt wird. Das Luzerner Sinfonieorchester absolviert unter der Leitung seines Chefdirigenten James Gaffigan die Generalprobe für das Sinfoniekonzert „Feuervogel“. Um 12.45 Uhr ist die Probe beendet und langsam erscheinen die Musiker beim Künstler-Ausgang wo eine kleine Delegation unter der Leitung des Intendanten Numa Bischof Ullman wartet. Vor Beginn der Übungs-Session wurde das Orchester darüber informiert, dass heute Nachmittag noch ein ganz spezieller Einsatz ansteht: Der erste Drehtag für den Kampagnen-Film „Jetzt geht es um die Wurst!“. Dieser Trailer bildet den Grundstein für die Crowdfunding-Aktion, welche am 1. Mai startet und in 44 Tagen die letzte Finanzieriengs-Etappe für das neue Probenhauses & Zentrum für Kinder- und Jugendprogramme des Luzerner Sinfonieorchesters beschliessen soll. Etwas unsicher warten die Musiker hinter dem KKL bis jemand das Zeichen zum Aufbruch gibt. Als sich sich die Gruppe kurz darauf in Bewegung setzt, löst sich die Anspannung jedoch rasch, und wie das Ziel des kurzen Fussmarsches in Sichtweite kommt, sind die ersten freudigen Ahs und Ohs zu hören. Mitten auf der Wiese steht ein Grill, auf dessen Rost perfekt gebratene Bratwürste brutzeln. Daniel Lütolf – Leiter Crowdfunding bei Funders.ch – schreitet sofort zur Tat und reicht den hungrigen Orchester-Mitgliedern Wurst und Senf. Während die einen bereits herzhaft in ihre Wurst beissen, geben der Trompeter und der Posaunist noch ein kleines Ständchen, welches sich mit den immer noch hämmernden Bässen der Gruppe von nebenan vermischt. Welche andere Stadt auf dieser Welt kann von sich behaupten, dass die Klänge ihres Sinfonieorchesters derart volksnah in Szene gesetzt werden? Bald hat auch der Trompeter sein Instrument lässig unter den Arm geklemmt, um sich ebenfalls dem kulinarischen Teil zuzuwenden, während Numa Bischof Ullmann in einer kurzen Ansprache erklärt, dass es nun um die Wurst geht, und sich die gesamte Gruppe für den Filmdrehbuch bitte um den Grill versammeln mag. Etwas Nervosität kommt erst wieder auf, als der Intendant seinen Aufruf an die Bevölkerung in die Kamera sprechen soll – eigentlich nichts neues für den publikumsgewohnten Mann, wäre da nicht dieses surrende Ding, welches vor seiner Nase auf und ab tanzt. Es wird nämlich ein sogenannter "Drone Shot" gedreht, also eine Filmsequenz, welche mittels Drohne von oben aufgenommen wird. James Gaffigan steht entspannt aber auch neugierig daneben und ist in diesem Moment wohl froh, dass ausnahmsweise nicht er den Takt angeben muss. Bereits nach drei Takes signalisieren Jubel und Applaus der Musiker, dass die Szene erfolgreich im Kasten ist. Numa Bischof Ullmann hat hat soeben die Crowdfunding-Kampagne mit einer Wette gegen die Zeit lanciert. Denn er und das gesamte Orchster sind überzeugt: „Gemeinsam mit der Bevölkerung erreichen wir das Spendenziel von einer halben Million Franken in nur 44 Tagen“. Als die Gruppe bei Wurst und Bier im Gras sitzt und angeregt diskutiert, deutet nur noch das Materialdepot, bestehend aus unzähligen Instrumtenkoffern, einem Horn, einer Posaune und einer Trompete, darauf hin, dass es sich bei dieser Crowd um eine spezielle Gruppe handeln muss. Es wird viel gelacht als man sich gegenseitig Anekdoten aus dem Orchester-Alltag erzählt. James Gaffigan fasst sich ungläubig an den Kopf als er mit einem breiten Grinsen sagt: „And why didn‘t I hear about this“? Es scheint also auch noch Geschichten hinter den Kulissen zu geben, die sogar dem Chefdirigenten entgangen sind. Einige Stunden später ziehen die Musiker die Zuhörer im KKL mit dem abendlichen Sifoniekonzert in ihren Bann. Niemand aus dem Publikum weiss zu diesem Zeitpunkt, was sich noch am Nachmittag ganz in der Nähe abgespielt hat. Wir freuen uns, dass wir an dieser Stelle in den kommenden Wochen den Unterstützern des Luzerner Sinfonieorchesters einen Blick hinter die Kulissen des Probealltags gewähren können – und wer weiss, vielleicht findet sich darunter auch die eine oder andere Anekdote, die selbst James Gaffigan ins Staunen bringt.